Autistische Wahrnehmung

Hast du dich schon einmal gefragt wie sich die autistische Wahrnehmung eigentlich anfühlt? Ich versuche es einmal zu erklären.

Stell dir vor, du stehst an der roten Ampel und wartest auf grün. Daneben siehst du das bereits grüne Licht für die Autos und ein gelbes für Abbieger. Weit weg siehst du noch ein Blaulicht von einem Krankenwagen. Die Reflektionen der Sonne und die bunten Lichter von Werbetafeln blenden. Ein Kind mit blinkenden Schuhen läuft vorbei und die Scheinwerfer der Autos nehmen kein Ende.

Keines dieser Lichter rückt in den Hintergrund, alles ist gleich intensiv.

Der Jeansstoff an deinen Beinen fühlt sich steif an, in der Socke ist eine Falte und der rechte Ärmel ist in der Jacke hoch gerutscht. Die Gerüche des Imbiss sind genauso stark wie der Zigarettenqualm des Mannes ein paar Meter weiter und der nasse Hund neben dir. Alles ist immer präsent.

Du hörst den Lärm der Stadt, die Vögel im Park, ein Hund bellt, das Martinshorn und ein Kind schreien um die Wette. Dein Herzschlag mischt sich mit dem Geräusch deines Atems und den Stimmen um dich herum.

Das alles ist unglaublich viel auf einmal und nichts davon kann eine autistische Person wirklich gut filtern. Alles ist gleich intensiv und es braucht sehr viel Energie, sich in diesem Chaos zurechtzufinden und nicht komplett überreizt zu sein.

Oft können Menschen im Spektrum auch gar nicht genau beschreiben, welches Gefühl gerade vorherrscht und so ist ein kratzendes Etikett einfach ein doofes Gefühl und irgendwas stimmt nicht. Dass es eigentlich Nervosität ist, die einen beschäftigt, ist schwer zu definieren. Damit du vielleicht besser erklären kannst, wie du dich fühlst, kannst du hier eine Sammlung von Emotionen herunterladen und ausdrucken.

Synästhesie

WAS IST SYNÄSTHESIE?

Synästhesie bezeichnet die Verknüpfung von Wahrnehmungen, die normalerweise nicht zusammen agieren. Genauso wie Autismus ist auch die Synästhesie keine Krankheit sondern lediglich eine zusätzliche Verknüpfung im Gehirn. Zum Beispiel können Menschen Farben haben, Musik einen Geschmack oder Töne eine Beschaffenheit.

Es gibt über 180 verschiedene Kombinationen von synästhetischen Wahrnehmungen und nur 4% der Bevölkerung haben mindestens eine davon.

WOHER KOMMT SYNÄSTHESIE?

Synästhesie ist teilweise genetisch bedingt. So haben etwa 43% aller Synästhetiker einen Verwandten ersten Grades, der ebenfalls verknüpfte Sinneswahrnehmungen hat. Der Rest ist Zufall ob man Synästhesien hat oder nicht.

WAS HAT DAS MIT AUTISMUS ZU TUN?

Etwa jeder sechste Autist hat synästhetische Wahrnehmungen. Die Verknüpfungen der Synästhesie sind für das Durcheinander der Sinneswahrnehmungen verantwortlich. Im Autismus-Spektrum kommt es zu einer starken Verbindung zwischen Neuronen, die dafür sorgen, dass sich Eindrücke nicht differenzieren und filtern lassen. So funktioniert das Gehirn eines Synästhetikers sehr ähnlich zu dem eines Autisten. Dennoch ist Synästhesie kein explizites Merkmal für eine Autismus-Spektrum-Störung.